Anfang Februar 2025
Mein Kopf ist voll mit den aktuellen politischen Entwicklungen in Deutschland und der Welt. Täglich wächst meine Sorge, wohin das noch führen soll. Wie kann ich mich schützen, was kann ich dagegenhalten? In meinem Kopf ist wenig Platz für anderes, aber das alltägliche Leben geht weiter und verlangt meine Aufmerksamkeit, ganz aktuell vor allem der schon überfällige Newsletter.
Ich nehme drei Anläufe mit dem Newsletter. Drei verschiedene Themen (Themen habe ich ja immer zu viele), die mir am Herzen liegen - wie zum Beispiel ein Plädoyer für mehr Leichtigkeit, Verspieltheit und sogar Quatsch beim Schreiben -, und doch kentern alle drei, laufen auf Sand und rühren sich nicht mehr vom Fleck. Vielleicht hilft es, eine Nacht darüber zu schlafen?
Tatsächlich weiß ich am nächsten Morgen, dass der persönlichste Newsletter, den ich je geschrieben habe, an der Reihe ist. Und das ist der Text dieses Newsletters:
Eine Amsel rettet den Tag
Vorigen Dienstag ist mir morgens gegen 7 Uhr, an der Schwelle von Dunkelheit zur Dämmerung, etwas süß wie Honig ins Ohr getropft. Erst dachte ich, es gehört noch zum Traum, doch dann erwies es sich als Aufzug, der mich aus dem Traum in den Tag zog.
Klein, zart und schwarz saß das Amselhähnchen zum ersten Mal in diesem Jahr auf der Ecke des Flachdachs nebenan und zwitscherte sein Frühlingslied. Das Lied war gerade erst geschlüpft, flaumweich, fast flüssig und noch ganz ohne den Revierverteidigungs-Wichtigtuer-Druck, der in wenigen Wochen dazukommt.
Ich war hin und weg und auf der Stelle verliebt, wobei ich nicht sagen kann, worin verliebt: in das Lied, die Amsel, die Aussicht auf Frühling? Wahrscheinlich in alles, was anders ist als die kalte, kabbelige Welt, die mir Tag für Tag tonnenweise Verdrängungsarbeit vor die Füße wirft.

Foto: fotoblend/Pixaby
Nicht umpusten lassen
Solche Momente helfen mir, mich nicht umpusten zu lassen von den täglichen Schreckensnachrichten über Kriege, durchgeknallte Potentaten, dem Aufwind autoritärer Bewegungen, der unerträglichen Ignoranz gegenüber Leid und Elend, Klimawandel und allem, was sich nicht unmittelbar zu Geld machen lässt.
Das ist sehr anstrengend, richtig harte Arbeit, finde ich. Zuweilen schlägt es mir gewaltig auf die Stimmung. In einer solchen Stimmung kreativ sein? Puh – schwer. Aber ich habe ein paar Strategien, die mir helfen. Vielleicht kannst Du – falls es Dir geht wie mir – damit auch etwas anfangen.
Meine Strategien
Ich übe mich täglich darin, gnädig mit mir zu sein. Meine Ansprüche an meine Texte spielen gerade keine Rolle. Hauptsache, ich schaffe überhaupt etwas. Es muss nicht viel sein.
10 Minuten sind gut, 5 Minuten sind gut.
Eine überraschende Idee, ein Satz, ein in einer Minute notierter Gedanke sind auch gut.
Es geht vor allem ums Dranbleiben.
Ich muss nichts Neues schaffen. Ich kann mir einen alten oder angefangenen Text vornehmen und ihn überarbeiten, 10 Minuten, 5 Minuten …Gedankenstromschreiben geht immer – und kann sehr entlastend sein.
Eine Maßnahme gegen das Gefühl der permanenten Überforderung (und die gegenwärtige Weltlage ist eine Überforderung!), die ich während meines Burnouts vor ein paar Jahren gelernt habe: Abends oder wann immer es nötig ist, schreibe ich auf, was ich am Tag oder in der letzten Stunde geschafft habe. Dabei zählt jede Kleinigkeit, ganz banal:
Abwasch erledigt oder Schuhe geputzt? Super!
Eine Gedicht-Mail vorbereitet? Wunderbar (und immer mit Glücksfunken im Schlepptau)!
Einen Spaziergang gemacht? Bei dem Wetter: alle Achtung!
5 Minuten geschrieben? 5 Sterne!
Als ich mich zum ersten Mal dazu durchgerungen habe, dachte ich, das sei albern und nutzlos. Nach ein paar Tagen hatte ich meine Meinung grundlegend geändert. Seitdem ziehe ich diese Schreibroutine immer wieder hervor, wenn’s eng wird.
Was ist Deine Strategie?
Wie schaffst Du es, unter den gegenwärtigen Bedingungen kreativ zu bleiben, zu schreiben, Licht hereinzulassen, Deine Laune zu retten?
Ich möchte gerne bis zum 01.03.25 eine kleine Sammlung solcher Strategien zusammenstellen und allen EmpfängerInnen meines Newsletters zur Verfügung stellen.
Ich freue mich sehr, wenn Du mir Deine Strategie(n) schreiben magst: Ein einziger Satz ist genauso willkommen wie ein Absatz von bis zu etwa 800 Zeichen. (Bitte schreib dazu, ob ich Deinen Namen nennen soll oder nicht.)
Soviel Resonanz!
Nachdem ich den Newsletter fertig geschrieben hatte - was wie von alleine ging -, habe ich ihn schnell abgeschickt, bevor ich es mir anders überlege. Egal, dachte ich mir, etwas anderes habe ich gerade nicht im Angebot, gibt’s halt eine Abmeldungswelle. Aber nichts dergleichen geschah. Stattdessen bekam ich so viel Resonanz wie nie zuvor auf einen Newsletter. 19 EmpfängerInnen haben mir ihre Strategien geschickt, ein Dutzend weitere haben mir geschrieben, wie wohltuend sie den Newsletter fanden.
Diese wunderbare Sammlung der Strategien darf ich nun sogar auf dieser Webseite veröffentlichen und allen BesucherInnen zur Verfügung stellen.
Du bist herzlich eingeladen
Wenn Du die Sammlung mit Deinen eigenen Strategien bereichern möchtest, bist Du herzlich eingeladen, mir Deinen Text per Mail zu schicken. Ich werde ihn dann so schnell wie möglich hinzufügen. Wie das genau funktioniert, beschreibe ich unterhalb der Sammlung.
Christine L.
Mir hilft es, mich daran zu erinnern, dass Kreativsein so vieles ist.
Das Frühstücksbrot schön belegen.
Ein paar rote Socken anziehen.
Das Geräusch genießen, wenn ich etwas aus einem Kaugummiautomaten ziehe.
Vormichhinkritzeln, dem Titelbild einer Zeitschrift dicke Augenbrauen und eine Zahnlücke verpassen.
Meine Finger in Kleister tauchen, um Pappmachée zu machen.
Collagen kleben.
Einen Sehspaziergang unternehmen, um Schönes oder Skurriles wahrzunehmen. Wegrandschätze entdecken.
Gespräche in der Straßenbahn „belauschen” und die Geschichten dahinter auszudenken.
Und Listen machen. Listen machen hilft. Gefühle von A bis Z oder Fortbewegungsarten, Musiktitel …
Bianca W.
(Über) Lebensstrategien
Morgenseiten:
Meistens schreibe ich nur wenige Sätze, an manchen Tagen werden aber zwei, drei Seiten daraus.
50 positive Affirmationen mit Mady Morrison:
Der Tag verläuft anders, wenn ich sie einmal nicht mache.
Erledigt-Liste:
Anstatt Aufgaben auf meiner To-do-Liste abzuhaken, schreibe ich sie sofort in die Erledigt-Liste. Kann auch manchmal als Nachweis nützlich sein, wann man genau was erledigt hat.
Bewegung:
Der Plan sieht vor, an fünf Tagen der Woche entweder einen Spaziergang zu machen oder mich auf mein Trimmrad zu setzen oder Fußweg statt Straßenbahn. (Der Geist ist willig …)
Erfolge festhalten:
Täglich halte ich alle „Erfolge“ in einer kleinen Kladde fest – also Morgenseiten, Spaziergänge, den Titel eines zu Ende gelesenen Buches etc. Am Ende des Monats werden die Daten in eine Excel-Tabelle übertragen und es erstaunt mich oft, dass ich mir doch mehr Gutes getan habe, als ich dachte.
Rolf M.
Unsere Gesamtlage lässt mich auch manchmal verzweifeln. Zynischerweise denke ich manchmal, dass ich froh bin so alt zu sein (in diesem Jahr 83).
Manchmal bricht es aber aus mir heraus und dann verbreite ich innerhalb meiner Vielzahl von WhatsApp-Kontakten meine Gedanken. Gerade seit etwa drei Jahren haben meine Texte (auch Gedichte) eine provokante Tonlage. Meine persönlichen Erfahrungen finden darin Eingang.
Ansonsten schreibe ich in meinem seit Jahrzehnten geführten sog. Tagebuch auch im wesentlichen meine Beschäftigungen auf. Vormittags lese ich täglich, wie ich den Tag genau vor einem Jahr verbracht habe. Dann weiß ich wieder, dass ich ein bodenständiges Leben führe und trotz aller Widrigkeiten ein normales Leben habe.
Joyce
Ich versuche, erfreuliche Sekunden während des Tages wahrzunehmen, aufzugreifen, mir zu schenken.
Heute habe ich Ohrringe gekauft, die ich mir seit Jahren wünsche – 10 Minuten Freude – und mehr, wenn ich sie tragen werde!
Und ich habe Kirschbaumzweige auf dem Markt gesehen und zugegriffen. Habe sie nach Ikebana-Art in 2 Vasen gesteckt und warte nun, bis die grünen Blätter kommen.
Cristina
Kreativität, so dachte ich, scheint ihren Raum einzufordern. Sie duldet keine Zeitfenster. Und doch kommt es manchmal vor, dass mich ein simpler Satz im Radio berührt oder der Blick aus dem Auto einen Gedanken auslöst, während ich an einer Ampel stehe und mir wünsche, sie würde warten und noch eine Weile auf Rot stehen bleiben.
Ich zeichne meine Gedanken, wenn möglich, auf einem Diktiergerät auf – wirr und ungeordnet, bis ich einen geeigneten „Schreibraum“ gefunden habe, in dem sie wachsen können, Zeit haben, eine Form zu finden. Umgebung spielt dabei eine wichtige Rolle. Vielleicht ist es der Geräuschpegel in einem Café, der Geruch, die Menschen und die Atmosphäre, die ich nicht genau benennen kann. Ein Gespräch, das ich belausche, eine Geste, die ich beobachte, oder schlicht die Tasse Tee auf meinem Tisch. Ich lese gerne essayistische Texte, da sie fast immer zünden und inspirieren. Ich muss Geduld mit mir haben, lernen mich mit kurzen Sätzen zufrieden zu geben, frei von dem Druck, ganze Seiten zu füllen.
Gabriele
Vor einiger Zeit habe ich irgendwo gelesen, man solle den Tag anfangen mit dem Satz: Wie wird aus heute ein guter Tag? Das überlege ich mir vor dem Aufstehen. Und es hilft. Wie Du schreibst, es können Kleinigkeiten sein - meistens freue ich mich auf die erste Tasse Kaffee.
Anja
Gerade ist es schwierig den Optimismus nicht zu verlieren.
Was mir hilft:
Kunst anschauen
Musik hören
Mir sehr leckeres Essen machen
Solidarität und Gemeinschaft erleben
To count my blessings.
Konni K.
Ich schreibe jeden Abend, welches Glückchen ich an diesem Tag hatte. Kann etwas sein, was ich geschafft habe oder ein Regenbogen oder ein gutes Gespräch. Das Glückchen teile ich per WhatsApp mit zwei Freundinnen.
eilen und Austausch find ich gerade sehr wichtig. Dabei helfen mir auch die Schreibkurse und -treffen: der Austausch, das gemeinsame Schreiben und Vorlesen.
Susanne B.
Raus!
An die Luft, egal bei welchem Wetter, schließlich gibt es kein schlechtes Wetter… okay, Unwetterwarnungen sind ernst zu nehmen. Und dann die Natur, das Leben (be-)suchen. Wald ist am schönsten oder Garten, auch winterkahl, Stadtpark geht auch, Vorgärten in Wohnsiedlungen und dann wahrnehmen: Vögel! Und Schneeglöckchen. Und genau hinschauen: Flechten auf Betonpflastersteinen. Auf dem Garagenhof. Gräslein in Fugen. Moos. Es lebt alles weiter! Sich selbst als Teil des Kosmos spüren, mittendrin. Dem Rotkehlchen zuzwinkern.
Lesen!
Eine andere Welt ist möglich. Denn es war schon einmal ganz anders, für 10.000de von Jahren. Bevor das Patriarchat ausbrach. Moderne Matriarchatsforschung lesen! Sie bietet eine Fülle an Inspiration, wie es sein könnte, weil es schon einmal so war.
Abgrenzen!
„Ich bin nicht verantwortlich!“ für ausländische Potentaten, aber sehr wohl dafür, wen ich hier wähle.
Ich bin nicht verantwortlich für chemische, atomare und andere Verseuchungen, aber sehr wohl für mein Konsumverhalten. Was und wieviel kaufe ich. Was repariere ich. Was brauche ich alles nicht. Lustvolles sein-lassen. Fühlt sich gut und oft sehr frei an.
Christine R.
Was meine Laune hebt in dieser überfordernden Weltlage ist seit einiger Zeit meine Sortier- und Ausmist-Aktion von jahrelang angesammelten Papierstapeln in irgendwelchen Schrank- und Regalfächern. Das gibt mir ein gutes Gefühl, mich von Ballast zu befreien, und schafft auch innerlich Klarheit und Ruhe. Auch findet sich dabei immer mal wieder eine Überraschung: eine schöne Abbildung, ein notiertes Zitat oder ein Gedicht auf einem „Fresszettel”.
Mit solchen netten Fundstucken hübsche ich derzeit meine handschriftlichen Briefe und Geburtstagsglückwünsche auf – ein klein wenig Kreativität immerhin, auch wenn ich gerade keine literarischen Ambitionen habe …
Martina R.
Meine Strategie ist leise
Wo ist die Sicherheit
Chaos um mich herum
In mir ein Aufstand der Gefühle
Sicherheit?
Nicht in Amerika, nicht in der Ukraine, nicht hier, irgendwo im Nirgendwo?
Jedoch
In mir gibt es einen kleinen Raum.
Dort lebt die Zuversicht, meine ganz eigene Zuversicht
Sie ruft mich hinein,
bittet mich Platz zu nehmen und zu atmen.
Stille umhüllt mich, wiegt mich in Sicherheit, zart und leise.
Hier möchte ich verweilen, eine kleine Zeitpause, eine kleine Reise ins Licht.
Regina F.
Mein Mann und ich halten einmal im Monat eine Art „Interview“ ab. Wir nehmen uns bewusst Zeit und Raum dafür, lassen die letzten 4 Wochen Geschehnisse im privaten Leben, wie auch in der angespannten Welt da draußen Revue passieren und versuchen dabei die Ereignisse einzuordnen: Im Privaten können dies unsere Teufelskreise sein oder lustige Begebenheiten, heftige Diskussionen, überraschende Ereignisse und unser Umgang damit. Im öffentlichen Weltgeschehen fragen wir uns gegenseitig nach den Schwerpunkten aus, was uns umtreibt, was wir für Fragen haben, für Ängste, für Prognosen und Handlungsmöglichkeiten. Das hilft, das tut uns gut. Es gibt unseren Gedanken eine Form und eine Struktur, wenn ich unser Zwiegespräch live mitschreibe und später abtippe. So erhalte ich eine Momentaufnahme und dadurch die Möglichkeit Geschehnisse aus einer gewissen Distanz zu betrachten und besser einzuordnen.
Martina B.
Für mich habe ich festgestellt, dass mir Bewegung gut tut. Die Stimmung steigt, das Blut zirkuliert, die Füße werden warm und der Kopf wird mit Sauerstoff versorgt. Ausprobieren!
Margit G.
* Was bei dir die Amsel war, war bei mir gestern der Schnee! Beinahe unverhofft hatte er sich in der Nacht über den Garten gelegt und diesen auf seine unnachahmliche Weise verändert. Als ich heute Morgen für einen Moment auf der hinteren Gartenbank saß, war ich von der Schönheit des Augenblicks so umfangen, dass ich kaum bemerkt habe, wie ich langsam auskühlte. Also, die Schönheit, welcher Art auch immer, ist mir Trost und Halt, und sie ist jederzeit und überall auffindbar. Manchmal führt das dann dazu, dass ich etwas schreibe, so wie gestern: Ich erinnere mich an Schnee.
* Das wöchentliche Telefonat mit einem Freund, der unermüdlich mit dem Erzählen unterwegs ist. Und hier kommt auch das Schreiben ins Spiel. Wenn wir uns nicht kleine Geschichten erzählen, dann lesen wir uns vor, was wir aktuell geschrieben haben. Manchmal motiviert mich das Gespräch dann dazu, an der Erzählversion einer Geschichte weiter zu arbeiten, sie umzuschreiben. Das „Freie Erzählen” und das Schreiben, zu dem ich mich von dir ermutigt fühle, haben viel miteinander zu tun!
* Ich halte mich in Bewegung! Manchmal halte ich nur die Hand in Bewegung, auf dem Papier. Das gleicht dann dem, was du Gedankenstromschreiben nennst, und was zwar meistens keine besonders intelligenten Texte produziert, andererseits aber spezielle Räume öffnen kann.
Vera D.
- Musik (machen, hören – am besten live, darüber lesen, lernen), immer wieder Musik.
- Nachrichten nur einmal am Tag gucken.
- Aufräumen / Ausmisten (blödes Wort, „decluttering“ trifft es besser)
- Nachrichten nur einmal am Tag gucken
- Vor dem Schlafengehen ein Gedicht lesen (ich kenne da jemanden, die schickt regelmäßig welche - danke nochmal an dieser Stelle)
- Nachrichten nur einmal am Tag gucken.
- Sich an guten Zeichen erfreuen, z.B. dass gerade so viele Menschen aufstehen und Stellung beziehen.
- Nachrichten nur einmal am Tag gucken.
- Ich sammle schon lange Zitate, die mich berühren, z.B. „Mitten im tiefsten Winter wurde mir endlich bewusst, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer wohnt.“ Albert Camus
- Nachrichten nur einmal am Tag gucken.
- Damit es mit was Positivem aufhört: Musik!
Werner P.
Ich versuche ins „Tun“ zu kommen. Ein Spaziergang, um das, was draußen los ist, zu erleben und mich ausgiebig zu bewegen. Ein Milan oder ein Schmetterling ziehen mich schnell in ihren Bann. Das macht für ein paar Minuten dem Gedankenkarussell ein Ende.
Sehr gut ist jetzt die Beschäftigung im Garten. Die ersten Samen habe ich gesät.
Drinnen habe ich unter anderem die „Schreibmaschine“ (den PC). Manche Ideen versuche ich zu formulieren und an zuständige Einrichtungen zu senden.
Lesen kommt jeden Abend eine Stunde lang in den Tag.
Für die Ablenkung schlechthin habe ich noch eine Modelleisenbahn. Beim Spielen vergesse ich Raum und Zeit.
Zu guter Letzt möchte ich den Kontakt zu Menschen erwähnen. Ich treffe mich mit Gleichgesinnten beim BUND; der Klimarunde, den Grünen, dem Bürger-Bus, den Gartennachbarn usw. . Diese Gespräche bleiben oft auf der Dorfebene – was geht hier? – und stärken das Miteinander.
Jutta
Ich bin eine leidenschaftliche Sammlerin von Augenblicken:
* in der Natur, wenn es mir gelingt, über nichts nachzudenken, mich nur zu bewegen und zu schauen und zu lauschen und zu schnuppern und die Luft auf meiner Haut zu spüren;
* im Zusammensein mit Menschen, wenn ich in einem Gesicht etwas lesen kann, das mich berührt;
* beim Lesen von Texten, wenn die Sprache mich begeistert, beim Schreiben von Texten, wenn ich meine Sprache finde;
* beim Fotografieren, wenn ich abbilde, was ich sehe und beim Betrachten von Fotos, die mir was zeigen, was ich entweder genau so oder noch nie so gesehen habe;
* beim Teilen eines besonderen Augenblicks mit einem anderen Menschen;
* wenn irgendwas einfach für diesen Moment gelingt.
Manchmal lese ich Bücher über das Universum und sein Werden oder über die skurrile Welt der Quanten oder die der Zahlen. Das öffnet mir eine andere Welt. Da ich nicht gläubig bin, ist das mein Zugang zu einer Art wissensbasierter Spiritualität, gerade weil ich so gar keine Naturwissenschaftlerin bin und das meiste nur intuitiv und für einen kurzen Augenblick begreife, bevor es mir wieder entgleitet.
Ich schreibe möglichst jeden Tag ein paar Sätze, wobei es mir mal mehr, mal weniger gelingt, etwas zum Ausdruck zu bringen.
Ich treffe mich gelegentlich mit anderen, die das ebenfalls versuchen und denen das ebenfalls mal mehr mal weniger gelingt. Wenn’s gelingt, sind das glückliche Momente (s.o.).
Ach ja, ich lasse mich regelmäßig gegen aufkommende Verzweiflung impfen mit Gedichten, die Dorothee mir zuschickt und an apple per day keeps the doctor away.
Bella
„Überrasche nette Menschen, dann lächelt ihr beide“:
Beim Bäcker der Dame vor dir sagen, dass sie eine tolle Brille/einen coolen Mantel hat … Blumen für deine Lieblings-Friseurin … es funktioniert und inspiriert!
Kerstin B.
Mir nutzt die variabele Form von unterschiedlichen Mindmaps, neue kreative Wege zu entwickeln.
Es gibt bei dieser Form kein Ende, auch ein alter Gedanke kann sich weiter entwickeln und neue Lösungsansätze aufzeigen.
Das entlastet, schafft Zuversicht und Hoffnung.
Aber, ich wende das nur in Lebensbereichen an, die ich in meinem Lebensumfeld beeinflussen kann.
Bei der Weltpolitik und dem Rechtsruck blicke ich gerne auf die 70er und 80er Jahre zurück. Da hatten wir ähnliche Probleme und Despoten an der Macht. Das haben wir mit einem langen Atem gemeinsam mit Gleichgesinnten durchgestanden. Das macht mir Mut, dass es in 10 Jahren wieder besser ist.
Dirgis
Ja, es braucht gerade viel Selbstfürsorge und Standfestigkeit, um nicht in den Ängsten und Verunsicherungen des allgemeinen Weltgeschehens aus der eigenen Mitte gerissen zu werden.
Meine Strategie ist der Garten - bei jedem Gang zum Kompost schaue ich nach den Knospen der Büsche, nach den ersten grünen Spitzen der Frühlingsblüher und freue mich auf ihr Wachstum. Es sind Hoffnungszeichen! Die Vögel an unseren veschiedenen Futterstellen tun ihr übriges, um mich zu berühren.
Eine andere Strategie ist es, für mich, für uns, für Menschen um mich herum zu kochen und zu backen. Wie schön, wenn die Orangenmarmelade drei Tage köcheln muss und die ganze Wohnung wunderbar riecht 🙂 Oder der Apfelkuchen mit Streuseln fertig ist und die Freundinnen zum Kaffee kommen. Verbindende, nährende Gespräche inclusive 🙂
Unsere Welt im Kleinen können wir beeinflussen, uns für friedliches, wohlwollendes Miteinander einsetzen. Eine Strategie von mir ist, Kindern im Grundschulalter Leseförderung zu geben. Es ist für mich so herzerwärmend, wenn sie sich selbst freuen und stolz auf ihre Fortschritte sind und nebenbei lesen wir spannende, witzige Geschichten. So lese ich mit meinen siebzig Jahren auch wieder vom Sams, Pumuckel oder vom Franz und freue mich daran.
Julia O.
Meine Strategien, um kreativ zu bleiben, zu schreiben, Licht hereinzulassen, meine Laune zu retten:
Bücher durchblättern, bis ich Gedichte wie finde wie Einhorn von Hilde Domin.
Elfchen schreiben, ohne mir sicher zu sein, dass ich die Regeln korrekt anwende.
Einfach schwimmen, schwimmen, schwimmen, wie Dori in Findet Nemo, wenn sie die Orientierung verliert. Zurzeit bedeutet das für mich Winterbaden in der Nordsee, und dann kleine Notizen dazu schreiben.
Der Weg des Künstlers lesen, von Julia Cameron, ohne mich an das 12-Wochen-Programm zu halten, aber mich trotzdem inspirieren lassen, meiner inneren Künstlerin mehr Raum im Alltag zu verschaffen.
Laura
Meine Strategie:
1.) weniger Social Media. Ich bin neu auf Bluesky und Substack. Da lese ich viel und auch vieles, das Mut macht - wenig Hass. Ein Beispiel: „Remember: They want us to burn out and trying to keep up with their constant chaos - this will burn you out. Focus! Mich darauf zu besinnen, dass das alles System hat, hilft mir. Meine Tochter würde sagen: „Mensch, da haste ja das System super ausgedribbelt” - genau, ich spiele nicht mit oder ich dribbel eben. Ich empöre mich nicht, ich nehme zur Kenntnis. Das kostet nicht so viel Energie.
2.) Bewusst genießen. Zeit nehmen, mir ein schönes neues Schreib- oder Zeichenheft gönnen, mit dem Kater schmusen, das Gesicht in die Sonne halten. Spüren. get focused, stay calm. Manchmal ist englisch einfach simpel. Und Angst ist eh ein schlechter Berater. Und überhaupt, einer alleine kann wenig, aber viele zusammen schaffen das.
Martina G.
Wenn mich als Langschläferin die Frage beschäftigt, warum ich an diesem Morgen aufstehe, kommen bald schon wieder die ersten Ideen…: Wie kann ich den Tag beginnen, gestalten und verschönern? Ich denke aber zu allererst an die Menschen, die mir wichtig sind und an denen mir sehr viel liegt!
Und dann:
gutes gesundes Essen als Grundlage;
feste Aufgaben: beruflich und ehrenamtlich;
wohltuende, gesundheitsfördernde hilfreiche Bewegungen und Übungen;
kreative Herausforderungen und Freuden;
Kultur in meiner Stadt der vielen Möglichkeiten;
ein gutes Buch;
ein wenig politisches Engagement;
regelmäßige Kontakte zu FreundInnen
- und mein christlicher Glaube.
Alles so leicht gesagt, aber natürlich nicht immer so einfach umzusetzen, doch dies alles ist tatsächlich die Basis.
Dankbarkeit, die (schützenswerte) Natur, Neugier, Antriebskraft, Lebensbejahung und gute Reserven: Resilienz…?!

Foto: Silvia78de/Pixabay
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